Chronologie der Spionage-Affäre


Monatelang hielt die Spionage-Affäre die Formel 1 in Atem. Weißes Pulver im Ferrari-Tank und geheime Unterlagen der "Roten" in den Händen der Silberpfeile - nach einem Freispruch in erster Instanz ist McLaren-Mercedes nach der zweiten Anhörung vor dem World Motor Sport Council des Automobil-Weltverbandes (FIA) drakonisch bestraft worden.

100 Millionen Dollar Geldbuße und Aberkennung aller Punkte in der Konstrukteurs-WM 2007.

Die Chronologie des Skandals:

Oktober 2006:
Nigel Stepney teilt nach dem Saisonfinale in Brasilien mit, dass er weiter bei Ferrari bleiben möchte. Insgeheim spekuliert der Chefmechaniker mit der Nachfolge von Ross Brawn als Chefstratege.
Januar 2007:
Stepney gibt dem britischen Fachmagazin "Autosport" ein aufsehenerregendes Interview, nachdem ihm von Ferrari mitgeteilt wurde, dass er doch nicht Brawns Nachfolge antreten darf.
23. Februar 2007:
Ferrari versöhnt sich mit Stepney und schafft für ihn eine die neue Position des Leistungsentwicklungschefs.
30. April 2007:
Stepney, offenbar immer noch frustriert, und McLaren-Chefdesigner Mike Coughlan treffen sich am Rande der Testfahrten in Barcelona.
Mai 2007:
Stepney schickt Coughlan via Kurierdienst ein 780 Seiten starkes Dossier in Form von zwei CD-Roms mit Informationen und Skizzen über den F2007, das Setup, die Rennstrategie, die Organisation in Maranello und vieles mehr.
21. Mai 2007:
Sechs Tage vor dem Grand Prix von Monaco wird in den Ferrari-Tanks ein halbes Kilogramm von einem mysteriösen weißen Pulver, wahrscheinlich Düngemittel, gefunden. Verdacht: Sabotage.
Ende Mai 2007:
Coughlan, der vom Chefdesigner zum Technischen Direktor befördert werden möchte, zeigt McLarens Jonathan Neale die von Stepney erhaltenen Geheimdokumente. Neale rät seinem Kollegen, diese umgehend zu vernichten, was Coughlan aber unterlässt.
Mitte Juni 2007:
Coughlans Ehefrau Trudy kopiert die besagten Feerrari-Dokumente in einem Copyshop in der Nähe der McLaren-Fabrik in Woking. Der Verkäufer wird wegen der Geheimvermerke und wegen des Ferrari-Logos stutzig. Auf diese Weise erfährt Ferrari erstmals von der Spionageachse zwischen Stepney und Coughlan.
18. Juni 2007:
Ferrari erstattet bei der Staatsanwaltschaft in Modena Anzeige gegen Stepney.
22. Juni 2007:
Stepneys Haus in Italien wird durchsucht. Dabei wird belastendes Material sichergestellt.
3. Juli 2007:
Ferrari entlässt den bisher nur beurlaubten Stepney.
10. Juli 2007:
Vor dem Obersten Gericht in London findet die erste Anhörung zur Spionageaffäre statt. Diese wird jedoch schon nach wenigen Aussagen von Richter John Briggs auf den 11. Juli vertagt.
11. Juli 2007:
Die erwartete eidestattliche Erklärung von Coughlan vor dem Obersten Gericht in London fällt aus, weil sich der Brite am Vorabend außergerichtlich mit Ferrari darauf geeinigt hat, dem Team aus Maranello gemeinsam mit Ehefrau Trudy unter Eid all seine relevanten Informationen in der Spionage-Affäre offen zu legen.
12. Juli 2007:
Die FIA kündigt für den 26. Juli eine Anhörung von Vertretern von McLaren-Mercedes und Ferrari vor dem World Council in Paris an. Es habe Verstöße gegen Artikel 151c des International Sporting Codes gegeben.
16. Juli 2007:
Stepney kündigt an, rechtliche Schritte gegen Ferrari einzuleiten, falls sich sein Verdacht bestätigen sollte, dass er vom Team beschattet und sogar im Auto verfolgt wurde.
18. Juli 2007:
Stepney kündigt über seine Rechtsanwältin an, dass er selbst Verdächtige nennen werde, die die Dokumente an Coughlan übergeben haben sollen.
26. Juli 2007:
McLaren-Mercedes wird nach rund fünfstündiger Anhörung vor dem World Council des Automobil-Weltverbandes FIA in Paris vom Verdacht der Spionage freigesprochen. Bei einem Schuldspruch hätte dem britisch-deutschen Formel-1-Rennstall schlimmstenfalls sogar ein massiver Punktabzug in der Team- und Fahrer-WM gedroht.
31. Juli 2007:
Nach einem Protestschreiben des italienischen Automobilverbandes gegen das Urteil setzt FIA-Präsident Max Mosley eine öffentliche Berufungsverhandlung für den 13. September an.
05. September 2007:
Die FIA teilt mit, dass ihr neue Beweise vorliegen würden. Aus diesem Grund wird die Berufungsverhandlung abgesagt. Stattdessen wird eine zweite Anhörung ebenfalls für den 13. September terminiert. Diese ist nicht öffentlich.
07. September 2007:
Weltmeister Fernando Alonso soll bereits im März über Abstimmungs-Details des Rivalen Ferrari informiert gewesen sein. Demnach habe es zu Saisonbeginn einen Schriftwechsel via E-Mail zwischen Alonso und McLaren-Testfahrer Pedro de la Rosa gegeben.
13. September 2007:
McLaren-Mercedes wird nach der zweiten Anhörung vor dem World Motor Sport Council mit einer drastischen Geldstrafe von 100 Millionen Dollar belegt. Außerdem werden dem Rennstall alle 2007 gewonnenen Punkte in der Konstrukteurs-WM aberkannt.